25.02.2021 zuletzt aktualisiert 02.04.2021
Im Süden der Stadt Chemnitz entsteht aus der Würschnitz (Hügelbach) und der Zwönitz (Zvonica – klingender Bach) der Fluss Chemnitz, der dem Tal welches er anschließend durchfließt seinem Namen gibt. Schon die Chemnitzer Stadtteile Furth und Draisdorf liegen im schönen Chemnitztal. Der über 30 Kilometer lange Flusslauf ist nicht unbedingt der wasserreichste, weist jedoch ein Gefälle von 130 Metern auf. Das erreicht die Elbe zwischen Dresden und Hamburg nicht. (1) Dieses starke Gefälle ist sicher auch ein Grund, weshalb sich am Fluß, beginnend im 19. Jahrhundert, Fabriken ansiedelten. Oftmals wurden diese Fabrikgebäude am Standort von alten Mühlen errichtet und nutzten die Wasserkraft der Chemnitz.
Der Fluss verlässt die Stadt bei Draisdorf und fließt an den Ortschaften Wittgensdorf (gehört inzwischen auch zur Stadt Chemnitz), Auerswalde, Garnsdorf und Köthensdorf vorbei. Schließlich trennt der Fluss die Orte Taura und Markersdorf. Hier war der Fluss nach Ende des 2. Weltkrieges vorübergehend sogar die Grenze zwischen amerikanischen und sowjetischen Besatzungsgebiet. Die Brücke über die Chemnitz wurde damals kurzerhand geschlossen und die Bewohner gelangten nur über Um- und Schleichwege auf die andere Seite der Chemnitz.
Nach Markersdorf und Taura verengt sich das Tal schluchtartig zu mehreren Felsengen im so genannten Schweizerthal. Hier finden sich im Fluss viele Steine und Felsbrocken und verleihen der Gegend ein wildromantisches Aussehen. Diese Steinblöcke haben dem Fluss zu seinem Namen verholfen: Chemnitz stammt aus dem Sorbischen von Kamenica und bedeutet nicht anderes als „Steinbach“.
Die Orte Diethensdorf, Mohsdorf, Stein und Göritzhain werden danach von der Chemnitz berührt. Schließlich mündet die Chemnitz südlich von Wechselburg in die Zwickauer Mulde.
Der Fluss Chemnitz lieferte vor allem im 19. Jahrhundert Wasserkraft für die im Chemnitztal befindlichen Handwerks- und Industriebetriebe. Heutzutage finden sich nur noch wenige Reste ehemaliger Werke und Fabriken an der Chemnitz und zeugen von der Industrialisierung des Tales. Mit der Industrie war aber auch eine massive Verschmutzung der Umwelt und des Flusses verbunden.
Für uns kaum zu glauben war um 1870 die Chemnitz noch ein artenreiches Gewässer mit einem schier unerschöpflichen Fisch- und Krebsreichtum. Die Fischereirechte wurden damals sogar in kleinen Parzellen verpachtet. So konnten Aale, Barben, Hechte, Rotaugen, Weißfische, Gründlinge, Schmerlen und Elritzen gefangen werden. Auch fanden sich einzelne Karpfen aus übergelaufenen oder abgefischten Teichen im Fang. Neben den Fischen gab es auch Krebse in großer Menge. Als jedoch in Wittgensdorf die Hermsdorfer Fabrik begann Diamantschwarz zu färben, begann zuerst das große Krebssterben. Danach wurden auch die Fische immer weniger und verschiedene, damals unternommene Versuche diese Schäden zu beheben, scheiterten. So wurden z.B. junge Forellen in Bachmündungen eingesetzt aber der Erfolg blieb aus. (4)
Die Verschmutzung der Chemnitz nahm auch in den folgenden Jahrzehnten immer größere Ausmaße an. Umweltschutz war zu damaliger Zeit noch kein Thema. Meine Eltern berichten, dass nur bis in die 1950er Jahre im Fluss gebaden wurde. Ich selbst habe aber eigentlich nur den üblen Geruch und die verschiedenen Färbungen der Chemnitz in den 1980er Jahren in Erinnerung. Da wollte keiner freiwillig in diese Brühe.
Nach dem Zusammenbruch der regionalen Industrie in den Folgejahren der Wende nach 1989 begann sich der Fluss aber langsam wieder zu erholen. Seit 1995 versucht man sogar mit dem sächsische Lachsprogramm den einst hier heimischen Lachs, auch in der Chemnitz wieder anzusiedeln. (2),(3)
Altes Wehr (inzwischen abgerissen) im Schweizerthal (2012)
Von Chemnitzer Stadtteil Furth bis Markersdorf begleitet die im Jahr 1880 erbaute Chemnitztalstraße (aktuell Bundesstraße 107, biegt im Markerdorf dann rechts ab) den Fluss am rechten Ufer. In Markersdorf wechselt die Chemnitztalstraße die Flusseite und begleitet von da an als Staatsstraße S 240 bis Mohsdorf am linken und dann bis Göritzhain erneut am rechten Ufer den Chemnitzfluss.
Zeichnung von der alten Brücke über die Chemnitz zwischen Markersdorf und Taura
Ab Chemnitz-Furth bis zur Mündung folgte auch die Ende 2002 stillgelegte Chemnitztalbahn dem Tal des Flusses. Dabei wechselte die Bahntrasse aber mehrmals das Ufer. Die vielen Brücken waren einer der Kostentreiber beim Bau der Chemnitztalbahn. Auf bzw. neben der einstigen Bahntrasse verläuft heute der Chemnitztalradweg.
Der Fluss Chemnitz im Herbst 2004
Der Chemnitzfluss bei Schweizerthal (2021)
Der Chemnitzfluss bei Schweizerthal (2021)
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© F.Schramm 2021