25.02.2021, zuletzt aktualisiert am 17.04.2021
Vor vielen tausenden Jahren war unser Umland vom Miriquidi (einem riesigen Urwald) bedeckt. Und obwohl diese undurchdringliche und oftmals sumpfige Wildnis für menschliche Ansiedlungen denkbar ungeeignet war, liegen doch Anzeichen vor, dass bereits in prähistorischer Zeit Menschen auch in unserer Region lebten: So fand Dr. Clemens Pfau aus Rochlitz gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Königsberg bei Markersdorf Überreste einer bronzezeitlichen Niederlassung.
Die eigentliche Erstbesiedlung des Ortes Markersdorf ist nicht konkret bekannt. Vermutlich fränkischen Ursprungs ist der Ortsname, nach dem die "Summe der entstandenen Gehöfte" (BEIL) genannt wurden. Es besteht die Möglichkeit, daß dies der Name Mayquard oder Markert gewesen ist.
Eine erste Erwähnung fand Marckersdorff zusammen mit 19 Dörfern (bewohnten und unbewohnten Hufen) in der Stiftsurkunde nach der Gründung des Klosters Zschillen (heute Wechselburg) von 1168. Als Hufe bezeichnete man eingeteilte Land- bzw. Waldstreifen. Der Großteil der genannten Orte galt damals aber noch als unbebaute Hufe und somit ist nicht sicher, daß unser Markersdorf damals schon besiedelt war. Im Jahre 1175 wurde eine Vermessung in der Grenzgegend des Konvent Zschillen durchgeführt. Daher ist es durchaus möglich, daß der Ort bereits vom 13.Jahrhundert an, von Westslawen zuerst besiedelt, als stille Waldhufensiedlung bestand.
Aus dem Jahre 1489 stammt der erste urkundliche Nachweis. Lange Zeit zählten zu Markersdorf nur ein paar einzelne Häuser, die typisch für diese Region rechts und links des heutigen Dorfbaches von den Siedlern erbaut wurden. Nach und nach nahm die Bevölkerung zu und es entwickelte sich ein Straßendorf. Zu dieser Zeit lebte man hier hauptsächlich von der Viehwirtschaft und betrieb nur in geringem Ausmaß den Ackerbau.
Donner, Fischerr, Telling, Mattes, Brosius, Kuhne und andere Namen von Zschillener Klosterbauern werden im Türkensteuerregister von 1530 genannt. Infolge Tausch unterstand Markersdorf nach der Reformation ab 1543 dem Grafen Schönburg zu Wechselburg als fürstliche Domäne. Bis Anfang des 18.Jahrhunderts war es ein unbedeutendes und unbekanntes Bauerndorf mit ca. 300 Einwohnern.
Für die Zeit des Bauernkrieges anno 1525 gibt es keinen Nachweis über öffentliches Aufbegehren in der Gegend von Markersdorf. Bekannt ist aber, daß bei den Wechselburger Unruhen um 1790 auch Markersdorfer Bauern beteiligt waren und abgeurteilt wurden.
Damals existierten zumindest zwei Mühlen im Ort. Eine davon befand sich am Chemnitzfluß, wird heute als "Alte Mühle" bezeichnet und fand erstmals 1528 Erwähnung. Außerdem existierte noch "Mings Mühle" welche sich auf dem Gebiet des im Jahr 2013 abgerissenen Industriekomplex "Groma" befand und 1557 genannt wurde. Sie bestand, bis 1831 ein Burgstädter Fabrikbesitzer das Grundstück kaufte und eine Wollspinnerei errichtete. Diese wiederum wurde im Jahre 1865 von G. F. Grosser erworben, der die Wollspinnerei dann zur ersten Maschinenwerkstätte für Spezialmaschinen der Strickwarenindustrie umbauen ließ.
Auch der "Schwarze Tod", wie die Pest noch genannt wird, trug sich in die Geschichte des Ortes Markersdorf ein. Er wütete in den Jahren 1607, 1613, 1626 und 1633. Bereits aus dem Jahre 1582 sind Fälle der furchtbaren Seuche im Kirchenspiel zu Claußnitz verzeichnet. Allein im Jahr 1633 forderte die Pest 108 Opfer in Markersdorf. Der damaligen Einwohnerzahl entsprechend war dies eine schrecklich große Anzahl von Toten. Bisher hat nie wieder eine Seuche so grausam in dieser Gegend gewütet.
Um 1850 betrug die Einwohnerzahl des Ortes etwa 420 Personen, welche fast ausschließlich mit Ackerbau und Viehzucht tätig waren. Außerdem existierten die bereits erwähnten Mühlen, die schließlich auch als Grundlage für die Industrialisierung des Ortes angesehen werden können. In den Jahren um 1840 entstand die heutige Hauptstraße als direkte Verbindung zwischen Mittweida und Burgstädt. Sie ersetzte einen schmalen Weg der von Claußnitz kommend, entlang der Oberen Dorfstraße durch das Grundstück Hauptstraße 24, hinter der jetzigen Bebauung rechts der Hauptstraße entlang führte. In Höhe der Unteren Dorfstraße kreuzte der Weg die heutige Hauptstraße und führte dann in Höhe des Bahnhofes auf einer 1771 errichteten Holzbrücke über die Chemnitz. Von 1659 bis 1771 bestand diese Brücke nur als ein Fußgängersteg. Mit der entstandenen Verkehrsverbindung muß die alte steinerne Brücke erbaut worden sein. Diese Brücke wurde 20?? komplett erneuert und modernisiert.
1860 wurde die Strumpfabrik C. A. Roscher gegründet (heute stehen dort Gebäude der Firma KFS-Bauelemente GmbH). Der Fabrikant C. A. Roscher war auch als Erfinder erfolgreich und hat beispielsweise die Lamb'sche Strickmaschine wesentlich verbessert. (3)
1880 erfolgte die Gründung der Handschuhfabrik Steinbach (2007 abgerissenes Fabrikgebäude zwischen Bahnhof und 201? abgerissenem Gebäude "Alte Mühle"). Ab 1840 erfolgte Gesteinsabbau, vorwiegend für den Straßenbau, in Steinbrüchen auf dem Gebiet von Markersdorf. Auch Bergbau, urkundlich belegt ab 1786, wurde hier betrieben. Vermutlich suchte man Silbererz aber auch Schwerspaten („Weißer Hirsch - Stollen“ später „Maria Fundgrube“ genannt).
Briefkopf der Firma C.A. Roscher aus dem Jahre 1920
Anno 1872/73 hatte sich die Einwohnerzahl gegenüber den letzten 20 Jahren fast verdoppelt und betrug bereits 702 Personen.
Bis zum Jahre 1872 besuchten die Markersdorfer Kinder die Schule in Claußnitz. Als Übergangslösung wurde ab dem 4. November 1872 im Gut Heinrich Müller (1989 Semper, Zur Jahnhöhe 1) eine Schulstube eingerichtet. Die Einweihung der neuerbauten 2-klassigen Schule erfolgte am 30. Oktober 1873.
Von 1878 bis 1880 erfolgte der Bau der Chemnitztalstraße als direkte Verbindung mit der Stadt Chemnitz. Zusammen mit dem Chemnitzfluß windet sich die Straße durch das romantische Chemnitztal. Ein Obelisk auf dem König-Albert-Felsen erinnert noch heute an die Fertigstellung dieser wichtigen Verkehrsverbindung.
Obelisk auf dem König-Albert-Felsen in Markersdorf, der anlässlich der Eröffnung der Chemnitztalstraße im Jahre 1880 errichtet wurde
Die Chemnitztalbahn von Chemnitz nach Wechselburg (27 km Streckenlänge) mit 8 Anschlußbahnen wurde in den Jahren von 1898 bis 1902 errichtet und am 30. Juni 1902 eingeweiht, erste Bemühungen um den Bau gab es bereits 1881. Zwischen Wittgensdorf und Auerswalde-Köthensdorf fuhr man durch einen 125 Meter langen Tunnel und zwischen Schweizerthal-Diethensdorf und Mohsdorf durch einen 222 Meter langen Tunnel. Transportiert wurden mit der Bahn hauptsächlich Sand, Steine, chemische Erzeugnisse, Reiß- und Spinnstoffe. Sie hatte somit große Bedeutung für die Entwicklung der Orte entlang der Chemnitz. Im Jahre 1993 verkehrten noch täglich 6 Personenzüge in beide Richtungen. Die Fahrzeit für die gesamte Strecke betrug ca. 50 Minuten.
Auf der Trasse der ehemaligen Eisenbahn führt heute der Chemnitztalradweg von der Stadt Chemnitz vorerst bis nach Diethensdorf und bald sogar bis ins Muldental.
Um 1880 beginnt sich das Vereinswesen im Ort zu entwickeln. 1879 wird die Betriebsfeuerwehr der Firma G. F. Grosser gegründet und nur drei Jahre später 1882 erfolgte die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Markersdorf.
Die Siedlung Chemnitztalstraße, heute als Waldsiedlung bezeichnet und im Volksmund seit jeher Kolonie genannt, wurde im Zeitraum von 1910 bis 1922 in zwei Abschnitten erbaut.
Im Jahr 1920 erfolgte die Eröffnung der staatlichen Kraftwagenlinie Mittweide – Limbach die auch durch Markersdorf führte. Vorher existierte die Automobil- Omnibus Gesellschaft Mittweida – Burgstädt – Limbach, die im Mai 1906 gegründet worden war und bereits am 10. August 1906 Omnibusfahrten auf dieser Linie eröffnete.
100 Jahre Busverbindung Mittweida Limbach am Carolapark Markersdorf (2006)
Die Firma I. und E. Hartung (vormals Ratgeber bzw. C. A. Roscher Nachfolger) wird 1937 gegründet.
Der 2. Weltkrieg hinterließ auch in Markersdorf seine Spuren. Am 5. März 1945 erfolgte ein Bomben - Großangriff auf die Stadt Chemnitz. Auch von Markersdorf erkannte man den gespenstisch geröteten Südhimmel in dieser Nacht. Auf dem Bahnhof Markersdorf - Taura war zu jener Zeit ein Versorgungs- und Munitionszug abgestellt, der auch Ziel von Angriffen war. Bis dahin vom Krieg weitgehend verschont, hätte es dadurch in Markersdorf noch in den letzten Kriegstagen zu erheblichen Opfern an Leben und Gut kommen können. Glücklicherweise entging der Ort einer größeren Katastrophe. Die Munition wurde nach dem Krieg im „Voigtländer Wald“ gesprengt.
wird fortgesetzt ...
Quellen:
© F. Schramm 2021