31.05.2004
"Gott sei Dank, denn es hätte auch wirklich anders kommen können !" so der Tauraer Pfarrer Alberti, "In einer Zeit vieler schlechter Nachrichten ist es wichtig für unser Leben, dass wir auch auf die guten Nachrichten achten."
Seit nunmehr 4 Jahren beschäftig und bewegt die Gemeinden in der Umgebung der Kampf gegen den drohenden Gesteinsabbau. Unzählige Gespräche, große und kleine Proteste haben in dieser Zeit stattgefunden, eine Menge gefüllter Aktenordner haben sich angesammelt. Sogar Nachbargemeinden sollten gegeneinander ausgespielt werden. Und, vor Jahren überhaupt nicht vorstellbar, wurde von demokratischen Grundrechten Gebrauch gemacht und die Gemeinde Taura klagte gegen den Freistaat Sachsen.
Auf den Tag genau 4 Monate nach dem Gemeindeprotest gegen die Probebohrungen im Januar, fanden sich am Pfingstmontag viele Einwohner und Gäste zum Dankgottesdienst in der Tauraer Kirche zusammen.
Pfarrer Alberti unterstrich noch einmal das Engagement der Gemeinde, des Tauraer Gemeinderates und des Bürgermeisters, sowie der Tauraer Bürger, zusammen mit den Einwohnern und Kirchgemeinden der Nachbarorte, dabei allen voran der Claußnitzer Verein mit Frau Dr. Otto und Pfarrer Schmidt an der Spitze, sowie allen, die sie dabei unterstützen. Nicht zu vergessen die zahlreichen Demonstranten, die bei Wind und Wetter oder klirrender Kälte dem Willen der Gemeinden einen unübersehbaren Nachdruck verliehen haben. Sie alle haben von Anfang an klargemacht haben, wie Ernst es ihnen mit der Ablehnung des Gesteinsabbau auf den Feldern "Hugo" und "Bernd" ist.
Allerdings ist mit dem Verzicht auf die beiden Bergwerksfelder das Problem Gesteinsabbau nicht aus der Region verschwunden. In der nahen Umgebung, so zum Beispiel in Mühlau, wird auch weiterhin gegen drohende Abbaugebiete gekämpft. Und dieser Kampf gegen die massive Ausbeutung unserer Heimat sollte auch weiterhin von allen unterstützt werden.
Der anschließende Weg zum Punkt der ersten Probebohrung in Taura konnte bei angenehmen Temperaturen bewältigt werden. Säumten vor 4 Monaten noch Schneewehen den Weg und machte ein eisiger Wind das Vorankommen recht mühsam, war es nun ein Spaziergang im Grün der Felder und der Natur.
Direkt am ehemaligen Bohrloch 1 zeugt eine am 30. April 2004 gepflanzte Linde von der Bedeutung dieser Stelle. Dieser Baum soll auch den kommenden Generationen ein Hinweis sein, verantwortungsvoll mit dem Reichtum der Region umzugehen. Zusätzlich ist noch eine Gedenktafel in Vorbereitung.
"An einen trüben Novembertag im Jahre 1991" erinnerte sich der Tauraer Bürgermeister Vivus, an dem zwei Geschäftsführer einer großen Firma mit sämtlichen Unterlagen vom Bergamt Chemnitz und vom Oberbergamt Freiberg (von denen die Gemeinde keinerlei Kenntnis hatte) auf dem Lindenberg standen. Die beiden erfahrenen Männer sahen dort die landwirtschaftlichen Flächen, den Lindenberg und die Wohnbebauung, fanden in den Unterlagen wie tief das Gestein liegt und stellten fest: "Hier lassen wir die Finger davon." So verging dann Jahr um Jahr. Erst als sich die Sandwerke Biesern kurz vor Ablauf einer "Übergangsregelung" im Einigungsvertrag die Abbaurechte sicherten und schließlich im Jahr 2000 den Aufsuchungsbetriebsplan beantragten, nahm die Bedrohung konkrete Formen an und stand bis zum Verzicht der Sandwerke im Mai 2004 im Raum.
Der Bürgermeister unserer Nachbargemeinde lobte dabei noch einmal die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat, dem Kirchenvorstand und dem Pfarrer, die alle "an einem Strang gezogen haben". Dieser Zusammenhalt stimme ihn auch für die nächste Zeit sehr positiv. Er gab jedoch zu bedenken: "Erst wenn die Bergwerksfelder "Bernd" und "Hugo" aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen sind und dies in einem der sächsischen Amtsblätter veröffentlicht worden ist, haben wir gewonnen. Wir sind sehr nah dran, aber dieses letzte Prozent sollten wir nicht vergessen."