Die Nixe am Taurastein

Zeichnung zur Sage: Die Nixe am Taurastein

Am Wege von Taura nach Burgstädt liegt - weithin sichtbar - der Taurastein. In früheren Zeiten befand sich an dieser Stelle inmitten sumpfiger Wiesen nichts als ein wilder, zerklüfteter Felsen mit vielen Höhlen. In einem daneben liegenden Teich lebte zu dieser Zeit eine schöne, junge Nixe. Diese kam oftmals, wenn in einem der umliegenden Dörfer Tanz war, über Sumpf und Wiesen gelaufen und mischte sich unter die Tanzenden. Die Burschen tanzten gern mit ihr. War sie doch ausnehmend hübsch. Außerdem tanzte sie leicht wie eine Feder. Stets hatte sie einen Kranz von gelben Mummeln im Haar. Ansonsten war sie wie ein Bauernmädchen gekleidet, hatte jedoch immer einen nassen Rocksaum. Sie war zu jedermann freundlich, obwohl sie nie ein Wort sprach. Auch trank sie nie von dem Wein, den ihr die Burschen anboten. Mit Glockenschlag 12 begab sie sich stets in ihr nasses Reich zurück. Dabei duldete sie nie, dass einer der Burschen sie begleitete.

Wie es dann aber kam, dass sie nicht mehr zum Tanze erschien, weiss man nicht genau zu sagen. Vielleicht war ihr doch einmal ein Bursche gefolgt und hatte gesehen, wie sie wieder in ihr Wasserschloss stieg. Aber es kann auch sein, dass ein Bursche, der sie besonders gern hatte, die Uhr eine Stunde zurückgestellt hatte. Die Nixe kam so zu spät nach Hause und durfte fortan nicht mehr an die Oberfläche.

Manche erzählen aber auch etwas anderes über ihr Verschwinden. So soll die Nixe an einem schönen Sommertag zwischen zwölf und ein Uhr mittags - denn auch zu dieser Stunde durften die Wasserleute ans Land - sich an ihrem Waldteich gesonnt haben. Dabei hatte sie ihren Schleier über die Uferbüsche gehängt. Zufällig kam da ein Ritter vorbei, der Sage nach der Herr von Schönburg-Rochsburg. Dieser hatte sich auf der Jagd verirrt, denn im Allgemeinen mied man diese Gegend. Als er die schlafende Nixe sah, war er so von ihrer Schönheit gebannt, dass er sie samt ihrem Schleier auf sein Pferd hob und auf sein Schloss ritt. Ob sie gern mitging, weiß die Sage nicht zu berichten, wohl aber, dass er sie geheiratet haben soll.

Quellen:

  • Taura und Köthensdorf-R. - Unser Heimatbuch. (1996)
  • Bild: F. Schramm